Bilder der Reise kann man hier finden.
Ziel unserer Reise war der Ort Killarney, der am Eingang des gleichnamigen Nationalparks liegt. Ein beliebter Ort für Touristen, die von hier aus entweder die Landschaft des Parks genießen oder den 214 Kilometer langen Rundwanderweg, den Kerry Way, zu Fuß oder mit dem Rad folgen. Der Stadtkern besteht aus zwei kurzen Straßen, der Main Street und der High Street. In den größtenteils farbenfrohen Häusern findet man Geschäfte, die alles verkaufen, was man so braucht und auch Sachen anbieten, die man eher nicht benötigt, sowie zahlreiche Restaurants und Pubs. Auch in den Seitenstraßen gehen die bunten Fassaden und die gleiche Ansammlung an Etablissements weiter. Außerhalb des Stadtzentrums gibt es zahlreiche Hotels und Bed-&-Breakfast-Häuser. An jeder Ecke stehen Jarveys, Pferdekutschen, die einem kreuz und quer durch die Stadt und die nähere Umgebung fahren. Das Nachtleben findet hauptsächlich in den Pubs statt. Wer dort Glück hat, bekommt sein Bier von einer Bardame eingeschenkt, die auf dem Schaum des Guinness ein Kleeblatt zaubert. Der frühe Abend startet oft mit folkloristischen Musikdarbietungen. Das Publikum ist zu der Zeit meist etwas älter. Die Qualität der Künstler unterschiedlich. Es kann schon mal passieren, dass, wenn eine Instrumentalgruppe versucht einen Gesangsbeitrag beizusteuern, einem das Bier im Glas sauer wird. Später am Abend treten Musiker auf, die modernere Musik spielen. Die Besucher des Pub werden jünger, es wird lauter und auch voller.
Am nächsten Tag besuchten wir die Übrigbleibsel der Festung Ross Castle. Die Ruine befindet sich im Killarney Nationalpark. Der Park ist über 100 Quadratmeter groß. Drei große Seen befinden sich im Park: der Lough Leane, Muckross Lake und der Upper Lake. Umgeben sind die Seen von einen der ältesten Eichenwälder Irlands. Als wir vor 16 Jahren schon einmal in Killarney waren, wollten wir ebenfalls Ross Castle besuchen. Doch wir kamen nicht so weit. Wir wurden unterwegs von einem älteren Herrn angesprochen, der uns fragte, ob wir Interesse an einer Bootsfahrt zu Innisfallen Island, eine der Inseln im Lough Leane haben. Spontan sagten wir zu. Ein etwas jüngerer Mann ruderte uns dann zur Insel hinaus. In einen meiner Reiseführer fand ich einen Hinweis auf einem gewissen Paddy O’Connor, ein 60jähriger Mann, der Touristen mit dem Boot auf die See hinausfährt. Wir vermuten, dass er es war, der uns ansprach und gerade seinen Nachfolger einarbeitete. In späteren Reiseführern wurde er nie erwähnt. Deswegen vermuten wir, dass er sich zur Ruhe setzte und sein Nachfolger sich für einen anderen Job entschieden hatte. Der Nachfolger ruderte uns zu Innisfallen Island hinaus. Dort wanderten wir verwachsene Pfade entlang und fanden schließlich die Ruinen einer alten Abtei, Innisfallen Abbey. Wir genossen die Natur und die Einsamkeit auf der Insel. Trotz seiner Ankündigung, als er uns auf der Insel absetzte (Bis morgen!) holte uns der junge Mann drei Stunden später am Anlegesteg wieder ab und ruderte uns zurück ans Festland.
Diesmal kamen wir aber bis zu Ross Castle. Von der Festung ist noch etwas Mauerwerk und ein Turm übrig. Malerisch gelegen am Ufer des Sees. Auf einer Besichtigung des Burginneren verzichteten wir. Hat man mal eine Burg gesehen, dann kennt man alle. Das Innere gleicht sich in der Regel immer. Ausgestellt sind Möbel, Alltagsgegenstände und Gemälde, die sich im Besitze der dort lebenden Familie befanden. Meist sind es immer ähnliche Gegenstände und nicht besonders spektakulär. Was mich an Burgen und Schlössern aber dennoch reizt, sind die dazugehörenden Gartenanlagen. Diese sehe ich mir immer wieder gerne an. Ross Castle allerdings verfügt über keinen Garten, sondern über einen gesamten Nationalpark. Hinter der Burg befindet sich eine Anlegestelle für Schiffe. Von dort aus kann man verschiedene Ziele anfahren. Unter anderem zum Muckross House, einen einst herrschaftlichen Wohnsitz, nun ein Museum, von dem aus man zu den Torc Falls, einen riesigen Wasserfall wandern kann und zu Innisfallen Island. Wir entschieden uns für eine Rundfahrt auf dem See mit einem Wasserbus. Während der Fahrt erzählte der Kapitän etwas über den Nationalpark und Dingen, die man am Ufer sehen könnte, würde man nahe genug heranfahren. Er tat das nicht. Trotzdem war es eine angenehme und unterhaltsame Schifffahrt. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, folgten wir einen Waldweg entlang des Ufers des Lough Leanes. Dieser führte uns zu einigen schönen Aussichtspunkten und einen herrlichen Steinstrand. Danach kehrten wir wieder nach Killarney zurück.
An den anderen Tagen unternahmen wir Busrundfahrten in die Umgebung. Die erste Fahrt führte uns in das Gebiet nordwestlich von Killarney auf die Dingle-Halbinsel. Ziel der Fahrt war das Fischerstädtchen Dingle. Eigentlich eine irische Hafenstadt wie so viele andere. Dort hat man den Eindruck die Zeit wäre stehengeblieben. Die Häuserfassaden sehen noch genauso aus wie bei unserem letzten Besuch vor sechszehn Jahren. Auch die Hauptattraktion der Stadt ist noch die gleiche wie damals. Dingle verfügt über einen verhaltensgestörten Delfin. Mitte der 1980er Jahre tauchte in der Bucht plötzlich ein einzelner Delfin auf. Dieser erwies sich bald recht zutraulich und begann mit den Fischern zu interagieren. Dem Delfin gefiel es so gut in den Gewässern um Dingle, dass er beschloss dort zu bleiben. Er erhielt den Namen Fungie und wurde schnell zu einer Touristenattraktion. Es gibt inzwischen Bootsfahrten zu dem Delfin, mit Geld-zurück-Garantie, wenn man Fungie nicht sieht, und es wird sogar „Schwimmen mit Fungie“ angeboten. In Kälteschutzanzügen hoffen Menschen auf eine Audienz bei dem Meeressäuger. Normal ist das Verhalten von Fungie nicht, sind Delfine doch Gruppentiere. So ist es ein schlechtes Zeichen, wenn sich ein Tier von der Gruppe absondert. Besonders geschadet hat es Fungie offensichtlich nicht, ist er inzwischen doch schon recht alt geworden. Obwohl man sich dessen auch nicht ganz sicher sein kann. Böse Zungen behaupten, dass die Tourismus-Industrie bereits einen trainierten Ersatz-Delfin ausgesetzt hat. Denn sollte Fungie einmal in die ewigen Jagdgründe eingehen, wird Dingle plötzlich sehr an seiner Attraktivität für Touristen verlieren. Wir verzichteten diesmal darauf, mit dem Boot Fungie einen Besuch abzustatten, gingen stattdessen etwas essen und wanderten am Hafen entlang, bevor wir mit dem Bus wieder zurückfuhren. Während der Fahrt gab es mehrere Fotostopps, wo es die Möglichkeit gab, die vielfältigen Grüntöne irischer Weiden, herrliche Sandstrände und beeindruckende Klippenlandschaften auf einem Erinnerungsbild zu bannen.
Die zweite Rundfahrt führte uns entlang des Ring of Kerry, eine etwa 180 Kilometer lange Panoramaküstenstraße. Auch diesmal gab es wieder zahlreiche Fotostopps. Doch wurde dort etwas mehr geboten, als bei der vorherigen Busfahrt. Neben der fantastischen Landschaft gab es frühgeschichtliche Bauten, alte irische Hütten und die Vorführung eines Schäfers, wie er seine Schafe durch seine Hütehunde zusammentreiben lässt. Für jeden Hund besitzt er ein kurzes Kommando, mit dem er ihm die Richtung weist, in die er die Herde treiben soll. Beeindruckend war auch das gute Gehör der Hunde. Selbst wenn sie weit entfernt vom Schäfer waren, verstanden sie seine leise ausgesprochenen Befehle. Allerdings hatten wir kein Glück mit dem Wetter. Es war nebelig, sehr windig und es regnete. Am späten Nachmittag hellte sich der Himmel aber noch auf und die Sonne kam hinter den Wolken hervor. So konnten wir zum Abschluss der Fahrt noch einen schönen Blick auf Lough Leane werfen.